…an der Seidenstrasse - China 2013 Teil 8...



Wüstendurchquerung Taklamakan

Das Hotel war wie die Anderen auch sehr gut ausgestattet, diese hier war dazu noch besonders geschmückt. Leider gab es keinen Kaffee. Aber was soll`s, kein echtes Problem. Wir haben gestern in einem Supermarkt eingekauft (Nescafe, Kekse, Saft, Obst) also verhungern werden wir sicher nicht. Das Koffer verladen gestaltete sich jeden Morgen als ein Puzzle-Spiel. Obwohl unser Bus nur halb besetzt war, war der Kofferraum unseres Busses zu klein für unser Gepäck, so dass Fahrer und Hotelhelfer die Koffer mehrmals ein- und ausladen mussten, bis wirklich alles verstaut war. Für uns ein spannendes Schauspiel. Dann fuhren wir stadtauswärts, Richtung Süden.

Links und rechts der Strasse waren große Obstgärten mit Apfel- und Aprikosenbäumen und viele Baumwollfelder zusehen, alles über Kanäle und Wassergräben gut bewässert. Einige Flächen sind mit weißen Salz bedeckt und liegen brach. Über eine sehr schlechte Baustellen-Strasse fuhren wir immer weiter nach Süden, in die Taklamakan hinein. Wir wurden auf dem 100km langen Stück kräftig durchgeschüttelt. 

Erst als wir den breiten Tamrin-Fluss erreichten, begann die neue zweispurige Autobahn. Diese bildet seit 2007 mit 420 km Länge eine zusätzliche Nord-Süd-Verbindung in der Wüste. Der breite Tamrin-Fluss führt viel Wasser, aus den umliegenden Gebirgen, bis in die Wüste hinein. Er fließt an Nordrand der Wüste entlang bis er schlussendlich irgendwo versickert. Vor 100 Jahren gab es noch südlich von Turfan einen großen See, den Lop Nur, der aber, auch auf Grund der vielen Bewässerungskanäle, austrocknete. Die Bäume und Büsche neben der Strasse wurden weniger, die ersten Sanddünen waren zu sehen. Die Strasse war mit Schilfmatten, Zäunen oder Netzen gegen Flugsand geschützt. 

Vereinzelte Büsche und Bäume haben sich angepasst und wachsen auf den Sandhügeln. Von anderen Bäumen standen nur noch die Stümpfe. Bei einer kurzen Rast konnte man ein paar Schritte in die Wüste hineinlaufen und einen kleinen Eindruck dieser ungewohnten Landschaft bekommen. 

Bei einer weiteren Pinkel-Pause kam der Bus von der befestigten Strasse ab und wühlte sich im weichen Sand am Straßenrand fest. Bis zum Bodenblech steckte der Bus fest. Der Guide und der Fahrer versuchten den Bus wieder flott zu machen, aber ohne Erfolg. Erst als Wolfgang, ein Mitreisender, eine lange, abgefahrene Reifenkarkasse heran schleppte, die er neben der Strasse gefunden hatte und dann vom Fahrer unter die Räder der Hinterachse geschoben wurde, konnte mit kräftigen Anschieben und gefühlvollen Gas-geben der Bus wieder zurück auf die Strasse gebracht werden. Ein kleines Wüstenabenteuer ging gut aus. 

An einer Tankstelle hielten wir an, der Fahrer konnte seinen Bus nochmals durchchecken und wir genossen kalte Getränke. Die Länge der LKWs, die hier unterwegs sind war unglaublich. Weiter ging es durch dieses große Sandmeer, schnurgerade nach Süden. 

Wir waren ca. 100 km vor der Oase Hotan, als wir den Highway verließen und eine schmale Strasse nach Osten fuhren. Nach wenigen Kilometern erreichten wir unsern Rastplatz. Eine kleine Küchenmannschaft unseres Reiseveranstalters war schon vor Ort und hatte bereits Tisch und Hocker aufgebaut. Eine kleine Erfrischung stand auch bereit. Neben dem Rastplatz erhoben sich zu beiden die Sanddünen, in unterschiedlichen Höhen. Soweit man sehen konnte nur Sandberge. 

Ein schöner Platz. Wir bekamen Zelt, Isomatte und Schlafsack ausgehändigt und konnten uns dann den Platz aussuchen, wo wir die nächste Nacht schlafen wollten. Ich suchte mir eine Sanddüne aus, die einen schönen Ausblick auf die Umgebung hatte und begann dann mein Zelt aufzubauen. Das war auch schnell erledigt, und eine Meditationspause mit Blick in die untergehende Abendsonne war ein sehr schöner Moment dieser Reise. 

Das Abendessen war sehr gut vorbereitet, es wurden Hammelspieße gegrillt, es gab kaltes und warmes Gemüse, Fladenbrot und vieles mehr. Vielen Dank an das fleißige und freundliche Küchenteam das uns so gut bewirtet hat. Es hat uns sehr gut geschmeckt und wir konnten aber gar nicht soviel essen, wie da aufgetischt wurde. Dazu gab es auch Bier, Wein, Tee und Wasser, später auch chinesischen Schnaps.

Mittlerweile war die Sonne untergegangen und die ersten Sterne waren zu sehen. Ich ging mit meiner Flasche Wein zurück zum Zelt und legte mich in den Sand, sah diese zigtausend Sterne und genoss diese Ruhe, diese einzigartige und wunderbare Stimmung. Von dieser Wüste, dieser Ruhe, diesem Sternenhimmel habe ich seit Jahren geträumt. Vielen Dank, dass ich das sehen und erleben konnte. Ein extra dafür mitgebrachtes Zigarillo und ein Glas Wein waren das i-Tüpfelchen. Solche Augenblicke sind einmalig und daran werde ich sicher noch oft denken. Später kam Erich, mein Zeltnachbar dazu und wir haben noch lange im Sand gesessen und alte Geschichten erzählt. Im Zelt hatte ich mich schnell für die Nacht eingerichtet, ein Schlafsack war nicht notwendig, dafür fehlte mir aber ein weiches Kopfkissen. Mit dem Blick zu den Sternen bin ich dann eingeschlafen.

Am nächsten Morgen war ich schon sehr früh wach und ich kletterte auf die große Sanddüne um den Sonnenaufgang zu erleben. Es war so schön zu sehen wie zuerst der Himmel im Osten heller wurde, dann ein zartes Rosa annahm, bis der Sonneball in orange und rot am Horizont auftauchte. Auch die Sanddünen bekamen Licht und Farbe und tauchten aus der Morgendämmerung auf. Ein wunderbares Schauspiel, das aber leider schnell vorbei war. 

Die Küchencrew hatte schon das Frühstück vorbereitet und es war gut und reichlich, wie selten in der letzten Woche. Das Zelt abbauen und die Klamotten einpacken ging schnell und wir waren schon abfahrtsbereit, als uns eine Kamelherde mit Treiber entgegen kam. Eine kleine Herde mit einigen Jungtieren waren hier in der Wüste unterwegs und wir nutzten die Chance um ein paar Bilder zu machen. 

Der Weg nach Hotan war nicht mehr weit. 

Hier geht es zum nächsten Teil:  Seidenstrasse - China 2013-9 


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