…an der Seidenstrasse - China Teil 4…



Als die Große Mauer gebaut wurde, endete China im Westen an der Grenzfestung Jiayuguan. Noch heute steht hier ein imposantes Fort bzw. eine Grenzburg mit einen faszinierenden Blick auf die grenzenlose Wüste und die schneebedeckten Berge. Es gilt als eines der schönsten des Landes - die Umgebung allerdings ist weniger idyllisch. 

Ich habe im Hotel in Xian, nach der kurzen Nacht im Zug, sehr gut geschlafen. Das Hotel war sehr angenehm, WLAN gab es in der Lobby, das Frühstück war bis auf den Kaffee gut. Nach dem Frühstück war ein Spaziergang mit der lokalen Stadtführerin entlang der Stadtmauer geplant. Da es aber regnete, blieb ich im Hotel und kümmerte mich um meine email-Post. Nach einer Stunde waren die (feuchten) Spaziergänger wieder zurück und wir fuhren durch einem chaotischen Strassenverkehr zum Flughafen Xi`an. Wir waren viel zu früh dort, die lange Wartezeit bis zum Abflug nach Jiayuguan verkürzte ich bei einem sehr guten "Brasilian Coffee".

 

Als Teil der Seidenstraße im alten China ist der Hexi-Korridor der bedeutendste Durchgang von Xian nach Jiayuguan, bzw. nach Zentralasien. Er bezeichnet eine schmale, langgestreckte Passage von über 1000 Kilometern Länge und bis zu über 100 Kilometern Breite. Er wird zu beiden Seiten von hohen Gebirgen begrenzt. Südlich liegt das Hochland von Tibet, nördlich die Wüste Gobi. Viele der in ihm liegenden fruchtbaren Oasen sind von Wüste und Halbwüste umgeben. Seit langer Zeit gibt es auch eine Eisenbahnstrecke durch diesen Hexi-Korridor.

Jiayuguan, eine kleinen Stadt (300000 Einw.) liegt am Rande der Wüste Gobi. Hier endet der grüne Hexi-Korridor und die Wüste beginnt. Hier endete auch die chinesische Mauer und eine große Festung sicherte den Handelsweg gegen die "Barbaren aus der Wüste". Viele Grabanlagen aus dem 3. -5. Jahrhundert sind Zeichen einer sehr frühen Besiedelung.

Wir haben diese Strecke mit dem Flugzeug zurück gelegt. Nach 2 Stunden Flugzeit kamen wir in Jiayuguan an. Das sollte die Wüste sein? Flache, dunkle Stein-und Kiesflächen mit wenig Büschen, oft ausgebaggerte Gruben oder mit Bauschutt oder Erdaushub aufgefüllte Flächen. Alte und im Bau befindliche Industrie-Anlagen, Kohlekraftwerke, Pipelines, Raffinerien, Zäune, viele Elektoleitungen, Hochöfen und Zementfabriken waren zu sehen. Dazwischen gab es aber auch Pappel-Alleen, einige Wasserkanäle und eine spärliche Landwirtschaft. Diese Gegend befindet sich im großen Umbruch. Keine wirklich schöne Gegend.

Und doch gibt an einigen Stellen unter der Erde eine Vielzahl von alten Gräbern aus der Wei-und Jin-Dynastie ( 3. bis 5. Jahrhundert). Diese Gräber wurden irgendwann ausgeraubt, so dass jetzt nur noch die Kammer selbst und die vielen Bilder zu sehen waren. Eine kleine Steinhütte markierte den Eingang zum Grab Nr. 6, dem derzeit einzig zugänglichen Wie-Jin-Grab. Wir sind also 10m tief in ein Grab hinuntergestiegen und in die Grabkammer gekrochen. Die Konstruktion der Kammern bestand aus Tonziegeln, die kunstvoll aufgeschichtet wurden. Diese Gräber waren wegen ihrer farbigen Bilder und den Alltagsmotiven sehr sehenswert. Die Bilder waren reich an Inhalt und haben den Fleiß und das reiche Leben der damaligen Bevölkerung gezeigt. Auch waren die Bilder nach tausend Jahren noch lebensecht und farbenprächtig.

(Da fotografieren in dem Grab nicht gestattet war, zeige ich ein paar Bilder aus Wikipedia) 

Danach fuhren wir zum Hotel, eine "große Burg", deren besten Tage schon vorbei sind. Nach dem "Frisch-machen" ging es mal an der Hauptstrasse entlang und nach kurzer Zeit standen wir in einem großen Basar, der uns mit seiner Vielfalt echt überraschte. Es gab alles was man so braucht, Obst, Gemüse, Fleisch, Fisch, Brot und Kuchen. Es gab aber auch Schuhe und Kleider, Küchen-Utensilien und Werkzeuge und noch vieles mehr.... 

Leider mussten wir zum Abend-Essen wieder zurück ins Hotel. Das Essen war kein Erlebnis, es gab viel fettes Schweinefleisch, einen grätenreichen Fisch und eine Wassersuppe, das Gemüse war gut. Natürlich gingen wir danach nochmals zum Basar und genossen diese ungewohnte Umgebung. Nach einigen Suchen fanden wir noch ein Lamm-Kebab und ein kaltes Bier. Es machte viel Spass sich mit den anderen Reisegefährten über vergangene Reisen zu unterhalten und dabei viele gute Reisetips zu bekommen. Trotz Vollmond konnte ich gut und schnell einschlafen.


Das Frühstück am nächsten Tag war trotz des großen Angebotes für mich eher spartanisch, Saft, Kaffee, Ei und Brot war genug. USD konnte ich im Hotel nicht wechseln, weil angeblich kein Banknotenprüfgerät (!) zur Hand war. Dann muss ich halt sparsam mit meinen Devisen umgehen, da es auch bei ATM`s Probleme geben soll.

Zuerst fuhren wir in die Festung Jiayuguan, eine alte Festungsanlage am Ende der großen Mauer. Hier wurde der Zugang zum Hexikorridor und zu der Seidenstrasse kontrolliert. Hier lag die Grenze von China zu den "Barbaren der Wüste". Diese große Festungsanlage bot Platz für 30.000 Soldaten und bestand aus vielen hohen inneren und äußeren Mauern, Wachtürmen, Wohngebäuden, mehreren Innenhöfen, einem Tempel und großen Tortürmen, durch den die Handels-Karawanen einreisen und nach bestandener Zollkontrolle wieder ausreisen durften. 

Leider wurde In der Anlage an vielen Stellen renoviert, so dass viele Gebäude mit Baugerüsten verunziert waren. Diese Festung ist eine sehr große Anlage, die touristisch sehr gut erschlossen wurde. So wird Para-gliding, Quad-fahren, Kanonen-schießen neben Kamel-reiten und Tanz/Kampf-Vorführungen angeboten. Neben der Festung gibt es ein kleines, aber feines Museum mit sehr schönen Ausstellungsstücken. 

Vor dem Eingangstor traf ich Mike, einen Volunteer-Guide, der sich hier als Guide anbot. Mike, (10 Jahre alt, 4. Klasse) sprach ein sehr gutes Englisch und wir führten ein nettes Gespräch, wobei er auch von seinem Besuch in Deutschland und im Daimler-und Porsche-Museum erzählte. 

Zum Mittag-Esssen fuhren wir in ein Lokal in der Nähe, Reis, Schweinefleisch (fett), Gemüse, Suppe...das übliche Angebot, kein Grund um mit der Zunge-zu-schnalzen. Danach fuhren wir zu der hängenden Mauer. Dieser renovierte Teil der grossen Mauer fällt hier sehr steil vom Berg herab und war Bestandteil der großen Festungsanlagen zum Schutz vor den nördlichen Barbaren.

Leider wurde hier mit dem "Renovieren" etwas übertrieben, so dass nun die Anlage eher nach "Chinesischen Disneyland" aussieht, als nach historischen Denkmal.

492 Stufen waren mir zuviel, so blieb ich im Tal und fand auch hier genügend schöne Fotomotive. Nach einer Stunde waren die ersten Sportler wieder da, außer Atem und mit roten Kopf. 

Eine kleine Pause danach tat uns allen ganz gut. Das Abendessen gab es in einem anderen Hotel, aber das Angebot und Geschmack wie immer. Schwamm drüber. Natürlich war danach noch ein kleiner Gang durch die Stadt notwendig. Zuerst ein malerischer Strassenmarkt, danach eine Hopfen-Kaltschale-Verkostung. Ein gelungener Tag.

Hier geht es zum nächsten Teil: Seidenstrasse - China 2013-5


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