Xi`an bildet den eigentlichen Startpunkt der Seidenstrasse in China. Mit über 4 Millionen Einwohnern ist Xi`an heute eine eher mittelgroße Stadt in China. Doch einst war Xi`an bzw. das alte Chang`an eine Weltmetropole und kulturelles Zentrum, vergleichbar mit Rom in Europa. Zahlreiche imposante archäologische Stätten zeugen davon.
Den Chinesen gilt das fruchtbare Schwemmland des Wei-Flusses in dessen Tal Xi`an liegt, als Wiege ihrer Kultur. Bereits 5000 Jahre
v. Chr. gab es hier eine Besiedelung und im Laufe der Jahrtausende gründeten 11 Dynastien hier ihre Hauptstädte.
Qin Shihuangdi, "einigte" einige Nachbarstaaten, ließ sich 221 v. Chr. zum ersten Kaiser Chinas ausrufen, regierte mit harter Hand, reformierte das Verwaltungssystem, führte eine
einheitliche Schrift ein, standardisierte Zahlungsmittel, Maße und Gewichte und hinterliess eine gigantisches Grabanlage. Er ließ zur Erschliessung auch auch Strassen und Kanäle
bauen, sowie zum Schutz gegen die Angriffe der "Steppenbarbaren" einen großen Wall von 5000 km Länge errichten.
Nach dessen Untergang gründete Gaozu, der erste Kaiser der Han-Dynastie, am südlichen Ufer des Wei die Stadt Chang`an (200 v.Chr.). Diese bildete nahezu 400 Jahre lang das politische und kulturelle Zentrum des riesigen Han-Imperiums. Es brachen die ersten Militärexpeditionen zur Erforschung der westlichen Steppen auf und bald darauf ging man die ersten Handelsbeziehungen mit den "barbarischen Stämmen" jenseits der Wüste Gobi und der Gipfel des Pamir ein. Chang`an entwickelte sich zu Chinas Tor zum Westen. Nach dem Sturz der Han fiel Chang`an in einen Dornröschenschlaf, um ein paar hundert Jahre später zu nie gekannter Größe und Pracht zu erblühen. In der Tang-Zeit (618 - 907) hatte Chang`an zwei Millionen Einwohner und war damit die größte Stadt der Welt jener Epoche. Der Seidenstrassenhandel erlebte in dieser Zeit seinen Höhepunkt. Exotische Waren aus West-, Zentral- und Südasien waren ein alltägliches Bild auf den Märkten der Metropole. Fremde Händler und Gesandte siedelten sich zahlreich in der Stadt an und bereicherten die chinesische Kultur mit ihrer Kunst und Musik, ihren Moden und Religionen. Das Tang-Kaiserhaus und die Bürger der Metropole gaben sich weltoffen und nahmen fremdländische Einflüsse mit Interesse und Toleranz auf. Mit dem Niedergang der Tang-Dynastie verlor die Stadt an Bedeutung. Heute ist Xi`an, dessen Name westlicher Friede bedeutet, die Hauptstadt der Provinz Shaanxi und ein wichtiges Wirtschaftszentrum der Region. In der Landwirtschaft dominiert der Weizenanbau, und so findet man viele Nudelgerichte. Eine besondere Spezialität der Stadt sind die gefüllten Teigtaschen Jiaozi. (Maultaschen).
Wir sind morgens um 8:00 in Xi`an mit dem Nachtzug angekommen. Ich habe trotz der ungewohnten Umgebung gut geschlafen. Es ist schon eng in der 4-Kojen-Kabine, aber man ja hat Zeit und mit Rücksicht kamen alle gut zurecht. Der Zug war rappelvoll, so war es dann beim Aussteigen am Bahnhof in Xi`an etwas chaotisch. Besonders am Vorplatz war es unübersichtlich, aber unser Führer und die lokale Führerin aus Xian haben uns gut zum Bus geführt. Der Bus brachte uns ins Hotel, ins Grand New World Hotel, eine großes und sehr schönes Hotel. Nach der Dusche wartete schon das Frühstück auf uns. Eine große Auswahl an kalten und warmen Speisen wurde angeboten, die aber nicht von alle westlichen Gästen geschätzt wurden.
Zuerst war ein Besuch im historischen Museum angesagt. Besonders die Objekte aus der Zeit der Seidenstrasse interessierten uns. Viele schöne und einzigartige Exponate waren zu sehen. Sehr gut hat mir die kleine liegende Frauenfigur als Porzellankissen gefallen. Da ruht man sich doch gern aus. Aber auch alle anderen Objekte zeigen die hohe handwerkliche Kunst der damaligen Künstler.
Danach ging es in eine Jade-Manufaktur. Jade ist in China der Stein der Steine. Für Chinesen besitzt Jade eine magische Anziehungskraft, ähnlich wie bei uns das Gold. Man liebt die Geschmeidigkeit, die feine wolkige Maserung und den tiefen Glanz. Vom Altertum bis heute betrachtet man Jade als Lebensenergie spendende Substanz.
Das war wir sahen, war aber nur ein großer Jade-Verkaufsraum mit überteuerten Jadeobjekten. Das war nicht so toll, aber der Besuch war wohl mit dem Guide so abgesprochen.
Dann fuhren wir ca. 40 km stadtauswärts zum Museum und Ausgrabungsstätte der Terrakotta-Armee. Diese riesige Grabanlage wurde vom ersten Kaiser Qin ca. 200 v. Chr. als sein Mausoleum geplant und gebaut. Die Terrakotta-Armee wird von den Chinesen als das "Achte Weltwunder" bezeichnet. 1974 wurde von zwei Bauern beim "Brunnen-graben" diese Anlage entdeckt. Später wurden mehr als 7000 Terrakotta-Soldaten, 600 Tonpferde und 100 hölzerne Kriegswagen ausgegraben.
In der Hauptgrube sind die Soldaten in einer Schlachtordnung aufgestellt. Die ersten drei Reihen (204 Bogenschützen) bilden die Vorhut. Dahinter folgt die Hauptarmee, welche aus wahrscheinlich 6.000 Soldaten besteht. Da nicht die ganze Grube ausgegraben wurde, kann man die Gesamtzahl nur anhand der „Figurendichte“ der bereits ausgegrabenen Soldaten schätzen. Diese Hauptarmee wird links und rechts von der Flankendeckung abgesichert. Am Ende folgt die Nachhut. In der zweiten Grube befinden sich Infanteristen, Reiter, Bogenschützen und Streitwagen.
Bemerkenswert ist, dass alle diese Figuren individuell gestaltet sind, also keine zwei in Haltung, Gesichtszügen oder Ausstattungsdetails identisch sind. Auch Nasen, Ohren, Haare, Bärte sowie der Bauchumfang unterscheiden sich erheblich. Offen ist die Frage, ob tatsächliche Soldaten von damals nachgebildet wurden oder ob die Erschaffer die unterschiedlichen Figuren frei gestalteten. Diese Terrakotta-Armee fungierte also offensichtlich als Grabwache für sein in der Nähe liegendes Mausoleum und war auch gleichzeitig ein Abbild der ungeheuren militärischen Macht des Herrschers.
Natürlich gab es am Eingang der Ausgrabungsstätte sehr viele Besucher, nach kurzen "Schlange-stehen" standen wir dann vor den großen Hallen. Da ich im Januar 2009 schon einmal hier war, machte ich mich selbst auf den Weg, da mir das "in-der-Gruppe-laufen/stehen" nicht so gefiel. Das große Ausgrabungsfeld ist auch beim zweiten Besuch sehr beindruckend. Leider waren auch hunderte andere Besucher da und wollten einen Platz in der ersten Reihe um das "Beste Bild" zu machen. Das war nicht so einfach. Auch war es sehr laut, da die vielen chinesischen Guides sich in der Lautstärke übertrumpfen mussten. Ich suchte mir einen ruhigeren Platz und genoss die großartigen Eindrücke.
Nach 3 Stunden gingen wir durch eine lange und mit allerlei Souvenirkram angehäuften Bazar-Strasse wieder zurück zum Bus, der uns zurück nach Xi`an brachte. Dort fuhren wir direkt zum moslemischen Viertel, um die große Moschee zu besuchen. Es gibt hier in Xi`an eine große moslemische Gemeinde mit einer sehr schönen Moschee im chinesischen Baustil, die sich erst auf den zweiten Blick als moslemisches Gotteshaus zu erkennen gibt.
Der Weg zurück führte uns durch enge, aber sehr lebendige Bazar-Gassen mit einem riesigen Angebot an leckeren Naschsachen. Nette, freundliche Mädchen lassen sich gern fotografieren.
Nun ging es zum Spezial-Abendessen. Es gab Jiaozi, gefüllte Teigtaschen, in 18 verschiedenen Variationen. Das Essen war gut und sehr originell. Es gab auch Bier und chin. Schnaps, der die Stimmung nach oben brachte. Zurück im Hotel war noch genug Zeit für einen kurzen Weg entlang der berühmten Stadtmauer. Die schöne bunte Beleuchtung der Stadttore sowie ein finales Absacker-Bier waren dann die letzten Eindrücke an diesem langen Tag.
Hier geht es zum nächsten Teil: Seidenstrasse - China 2013-4
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