…an der Seidenstraße - Usbekistan-1...



Samarkand, das ist ein Ort mit einem besonderen Klang. Hier erzählte einst Scheherazade dem König Tausendundeine Nacht lang Märchen. Hier machten die Kamelkarawanen von China nach Europa halt, tauschten Händler Gewürze, Geschichten und natürlich den schimmernden Seidenstoff aus. Denn Samarkand liegt an der Seidenstraße, einem Geflecht historischer Handelswege zwischen Morgenland und Abendland. Schon vor vielen Jahren habe ich diesen Ort in meinem Weltatlas gesucht und konnte nur schwer glauben, daß dies einmal ein großes und wichtiges Handelszentrum war. Mit Marco Polo und nach vielen anderen Büchern wuchs der Wunsch diese Stadt einmal zu besuchen.

Deshalb griff ich schnell zu, als die Esslinger Zeitung eine Reise nach Usbekistan anbot, obwohl ich zu diesem Zeitpunkt bereits meine Mongoleireise plante. Wir waren 14 Teilnehmer, die meisten aus der Region, der Altersdurchschnitt lag so um die Mitte 60. Wir waren eine harmonische Gruppe und haben uns gut verstanden.

Taschkent

Noch ein paar Infos zu Usbekistan. Usbekistan erstreckt sich vom Aralsee im Westen über ca. 1200 km bis zum fruchtbaren Ferghanatal im Osten. Der größte Teil der Fläche Usbekistans sind Wüsten. Südlich davon liegt eine große Steppenlandschaft, durch die der große Fluss Amudarja (im Altertum: Oxus) fließt. Im Osten Usbekistans liegen Gebirgsketten sowie Teile des Ferghanatals, eine dicht besiedeltes Tal mit wichtigen landwirtschaftlichen Anbauflächen.

Usbekistan hatte 2009 etwa 27,7 Millionen Einwohner und ist ein sehr junges Land. Das Durchschnittsalter liegt bei 22,9 Jahren. Hier geibt es noch ausführlichere Infos: Usbekistan – Wikipedia

 Am 7. Juni ging die reise los. Beim Warten am Abfluggate in Frankfurt lernten wir ein ältere, aber lebhafte Dame kennen, eine Deutsche, die aus Usbekistan stammt und dort jetzt zu einer Hochzeit eingeladen wurde. Diese Dame klärte uns etwas über Sprache, Essen und Geld in Usbekistan auf und wir lernten einige wichtige, hilfreiche Wörter wir z.B. "Rachmat" (Danke).

Der Flug verlief ohne Probleme (leider musste ich auf meinen obligatorischen Gin Tonic verzichten). Platz gab es genug, da der Flieger nicht ausgebucht war. Das Essen war wie bei fast allen Airlines "Nicht Besonders". Bei Dunkelheit sind wir in Taschkent gelandet und wurden auch schon vom örtlichen Reiseveranstalter erwartet. Der umfangreiche Papierkram bei der Einreise war etwas nervig, wurde aber tapfer durchgestanden. Nach dem Einchecken im Hotel Shodlik Palace trafen sich noch einige auf einen "Absacker" in der Hemingway Bar. Das usbekische Bier ist, bis auf das Light-Bier, gut und wurde von uns auch immer wieder gern verkostet. Also, der 1. Reisetag verlief stressfrei, nun kann es dann endlich losgehen. 

Taschkent, die Hauptstadt von Usbekistan hat ca. 2,5 Mil. Einwohner, ein Völkergemisch aus Usbeken, Turkmenen, Kasachen, Kirgiesen, Tadschiken, Russen, Juden, Arabern und anderen Volksstämmen. Ein multinationaler Schmelztiegel.

Nach dem Erdbeben von 1966 wurde die Stadt nach sowjetischen Plänen wieder aufgebaut, dieser Baustil ist natürlich überall sichtbar und wird nun durch modernere Gebäude ergänzt. So sieht man alte Russenviertel mit kleinen Häusern, große Wohnungs-Plattenbauten, staatstragende Gebäude und Denkmäler neben modernster Banken-, Business- und Hotelarchitektur.

Es gibt viele Grünanlagen, viele große Alleen mit alten Bäumen und sehr schöne Parkanlagen mit Seen, Brunnen und anderen Wasserspielen. Es wurde und wird viel restauriert, die Stadt sieht gut aus.

Nach dem gewöhnungsbedürftigen Frühstück im Hotel (der Kaffee war grauenhaft, dafür waren aber Pfannkuchen, Maultaschen und überbackener Blumenkohl sehr gut) ging es endlich hinaus. Unser erstes Ziel war das Hazrati Imom Ensemble, einer große Anlage die aus einer Moschee und zwei Medressen (= Hochschule für Geistes und Religionswissenschaften) besteht. In der kleinen Medresse Moyi Mubarak wird ein Orginalbuch des Koran aus dem 7. Jahrhundert ausgestellt. Im sehr schönen Innenhof der große Medresse sind Kunsthandwerker mit ihren Erzeugnissen zu sehen.

Ein in der Nähe liegendes Mausoleum eines "Weissknochen" aus dem 10. Jahrhundert wird als beliebte Pilgerstätte besucht. 

Danach ging es in den Chorsu Bazar, ein sehr großer, lebendiger Lebensmittel- und Bauernmarkt mit einer unendlichen Vielfalt an Früchten, Gemüse, Nüssen, Gewürzen und Fleisch. Sehr chaotisch, sehr schön. 

Weiter ging es mit der U-Bahn zum Regierungsviertel. Die U-Bahnhöfe sind wie in Moskau sehr schön ausgestaltet, richtige Schmuckstücke. Leider ist dort das Fotografieren verboten.

Das Regierungsviertel ist mit dem Platz der Unabhängigkeit, den Staatsgebäuden und den Denkmalen ein besonderer Platz in Taschkent. Hier wurde nach der Wende der große freie Platz der Paraden in einen schönen Park mit beeindruckenden Wasserspielen und schönen Grünanlagen umgebaut. Direkt daneben ein alter Park mit alten Prachthäusern aus der Zarenzeit.

Im Park haben wir uns mit Plow (Reiseintopf) und Lagman (Nudelgericht) gestärkt und mit etwas Bier abgekühlt.

Weiter ging es dann zum Timur Platz, dem zentralen Platz in Taschkent der mit dem riesigen Reiterstandblid vom Amur Timur

den alten Uhrtürmen und dem großen Staatshotel sehr beeindruckend ist. 

Am Nachmittag fuhren wir dann zum Flughafen um nach Urganch zu fliegen, einer kleineren Stadt am Fluss Amudaryo im Nordwesten von Usbekistan. Dieser Flug mit einer Turboprop Iljuschin war sehr eng und sehr heiss. Von dort wurden wir in die Oasenstadt Chiwa gefahren, in ein kleines Familien-Hotel direkt in der Altstadt. Das Abendessen war für eine große Überraschung, es wurde für uns unter freien Himmel, direkt neben einem Minarett aufgetischt was Küche und Keller hergaben:

Vorspeisen, Fladenbrot, Suppen, Salate, Fleisch, Früchte, Tee und Kuchen, was will man mehr? Natürlich auch Bier, Wein, und weisser Tee (Wodka). Ein Festmahl.

 

Mit Taschenlampenlicht ging es dann durch die dunklen Gassen zurück zum Hotel, wo wir trotz lauter Klimaanlage schnell eingeschlafen sind. 

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