…an der Seidenstrasse - China Teil 6…



Turfan

Houzhou, Land des Feuers wird die Gegend um Turfan in alten Texten genannt. Nicht ohne Grund - denn die Stadt ist der heißeste Ort Chinas. Im Sommer kann die Temperatur bis 50°C ansteigen. Grund für diese Klima ist Turfans geografische Lage. Die Oasenstadt liegt in einer Senke, rund 80 m unter dem Meeresspiegel. Der nahegelegene Aydingkol-See ist mit -154 m nach dem Toten Meer der zweittiefste Punkt der Welt. Regen fällt in Turfan nur selten, dennoch lebt die Oase hauptsächlich von der Landwirtschaft. Angebaut werden Weizen, Mais, Sonnenblumen, Baumwolle und Obst. Melonen, Pfirsiche Aprikosen und Mandeln gedeihen hier besonders gut. Berühmt ist Turfan für seine zuckersüssen kernlosen, hellen Weintrauben, die überwiegend zu Rosinen getrocknet werden.In der Umgebung von Turfan sieht man überall Lehmbauten mit gitterartig durchbrochenen Wänden, in denen die Trauben zum Trocknen aufgehängt werden. In der Innenstadt sind einige Strassen mit Weinreben überrankt, die einen Stadtbummel selbst in der sengenden Sommersonne möglich machen. Diese Fruchtbarkeit verdankt die Turfan-Oase einem künstlichen Bewässerungssystem, dem 2000-Jahre alten unterirdischen Karez-Kanälen. 

Um 6:00 morgens kamen wir noch etwas müde in Turfan an. Ein neuer lokaler Reiseführer, Yasim, begrüßte uns am Bahnhof. Ein Uigure, der gut Deutsch spricht und einen netten und freundlichen Eindruck machte. Im Hotel konnten wir gleich einchecken, die notwendigen Restaurierungsarbeiten durchführen und dann frühstücken. Zimmer und Frühstück waren gut.

Wir starteten unsere Besichtigungs-Tour mit einem kurzen Foto-Stop an den "Flammenden Bergen". Diese roten, vegetationslosen und zerklüfteten Berge ziehen sich fast 100 km am nördlichen Rand der Turfan-Oase entlang und nehmen In der Abendsonne eine glutrote Farbe an. 

Abendsonne gab es leider nicht, aber beeindruckend waren die Berge schon. Nach kurzer Fahrt kamen wir nach Gaochang, eine 2000 Jahre alte Garnisons-Stadt und chinesischer Außenposten in der Wüste. Diese Stadt hatte wechselnde Herrscher und nachdem es im 14 Jahrhundert niedergebrannt wurde, nicht wieder aufgebaut. An die einst blühende Metropole an der Seidenstrasse erinnern heute nur noch kärgliche Reste. Erkennbar war die hohe Wehrmauer und Teile eines Tempels. Aber mit viel Phantasie, konnte ich mir, mit den vorhandenen Mauerresten und Lehmfundamenten, schon eine Stadt vorstellen. 

Die Fahrt ging weiter in ein enges Tal, das zwischen den hohen, kahlen Bergen hinein gequetscht ist. Hier liegen die buddhistischen Grotten von Bezeklik. Diese wurden vom 5. bis 14. Jahrhundert von buddhistischen Mönchen in die steile Felsenwand, 80 m über der Schlucht des Murtuq-Flusses, gegraben und mit Bildern ausgeschmückt. Hier liegt auch die Höhle der tausend Buddha-Figuren. Leider ist von den Bildern nicht viel zu sehen, auch deshalb, weil westliche Archäologen die Höhlen am Anfang des 20. Jahrhunderts ausgeräumt haben. (Im Berliner Völkerkunde-Museum wird ein Grotten-Nachbau mit sehr schönen Original-Wandbildern ausgestellt) So war es vor allen die einmalig schöne Lage, über dem grünen Flusstal und zwischen diesen kahlen roten Bergen, die diesen Besuch zum Erlebnis machte. 

Nachmittags war eine Siesta angesagt, bei den Temperaturen um die 35°C eine gute Idee.

Das Abendessen gab es heute bei einer ugurischen Familie. In einem schönen Garten, unter Weinreben gab es ugurische Spezialitäten. Nudeln, Reis, viel Gemüse, Fleisch und auch Suppe, dazu gab es auch eigenen Wein. Es hat sehr gut geschmeckt. 

In einem kleinem Park in der Nähe des Hotels, gab es einen See und viele kleine Lokale, wo wir uns noch eine Nacht-Bier genehmigten.


Beinahe hätte ich verschlafen, ich habe den Hotel-Weckdienst nicht gehört. Das Frühstück war reichhaltig, warme und kalte Speisen, ich war mit Kaffee, Saft und Kuchen zufrieden. Unser erste Besuch galt der über 2000 Jahre alten Ruinenstadt Jiaohe. Wie eine Insel erhebt sich die malerische Ruinenstadt Jiaohe westlich von Turfan auf einem 50m hohen Felsplateau im Yarnaz-Tal. Seit den 2. Jahrhundert v. Chr. war Jiaohe Hauptstadt mit unterschiedlichsten Herrschern, bis im 13 Jahrhundert die Stadt von den Mongolen unter Dschingis Khan erobert und zerstört wurde. Es wurde nie mehr aufgebaut. Besser als in Gaochang lassen sich in Jiaohe noch die alten Stadtstrukturen erkennen. Man kann Wohnviertel, Verwaltungsbezirke, Tempelkomplexe und einen zentralen Wachturm deutlich erkennen. Diese alten Ruinen haben mich sehr beeindruckt, da würde ich gern mit einer "Epochen-Brille" mal in die Vergangenheit blicken und das Leben zur Zeit der Seidenstrasse näher betrachten. 

Für mich war es eine große Überraschung, dass es hier in der Wüste, bzw. an den Wüstenrändern doch so viel grüne Flächen und somit eine sehr intensive Landwirtschaft gab. Der Grund dafür ist das 2000 Jahre alte Karez-Bewässerungs-System. Die bis zu 40 km langen unterirdischen Kanäle leiten Wasser vom Tian Shan Gebirge nach Turfan. Den Verlauf dieser Tunnels markieren regelmäßige senkrechte Schächte, die früher für die Stollengrabung angelegt wurden. Dieses Karez-System hat eine Gesamtlänge von ca. 2000 km, bei einer Stollentiefe von 10 bis 50 m. Wir besuchten hier in Turfan es ein kleines Museum, das über dieses alte Wasser-Kanal-System anschaulich informierte. Eine wirklich großartige Leistung der Menschen, die dieses Bewässerungssystem vor 2000 Jahren gebaut haben und auch der jetzigen Bewohner die dieses Kanäle nutzen und pflegen. 

Diese uralte, aber sehr effektive Bewässerungs-System habe ich auch im Iran und Usbekistan gesehen.

Danach besuchten wir das 37m hohe Emin-Minarett und die dazugehörige Suleiman-Moschee, die sehr schön inmitten von Weingärten liegt. Diese Moschee wird für das regelmäßige Freitags-Gebet genutzt. 

Das Mittagessen bot keine besonderen Höhepunkte, so wie immer, Reis, Nudeln, ....

Danach fuhren wir ins Weintraubental. Dieses kleine Weindorf liegt in einem schmalen Tal, das von kahlen Bergen umgeben ist. Es gibt aber einen kleinen Bach, der für eine gute Bewässerung der Weingärten sorgt und die Winzer bauen hier verschiedene Rebsorten an und erzeugen hauptsächlich die berühmten hellen Rosinen, aber auch einen guten Wein. In den vielen Lokalen konnte man sich gleich davon überzeugen. Es gab hier einen kleinen, romantischen Park und viele Lokale die zum Essen und Trinken einluden. Mich hat dieses Weindorf an die Drosselgasse in Rüdesheim erinnert. 

Wieder zurück im Hotel konnten wir uns auf die lange Bahnfahrt vorbereiten, die uns mit dem Nachtzug am nördlichen Rand der Taklamakan über Korla nach Kucha bringen sollte. Das Warten am kleinen Bahnhof war sehr spannend. Der Vorplatz war voller Menschen unterschiedlichsten Aussehen und Herkunft, die mit Sack und Pack auf ihren Zug warteten. Mit dem Bahnfahren hatten wir nun schon Erfahrung, so das Einsteigen und Einrichten in der 4-Bett-Kabine schnell erledigt war. Verpflegungsmäßig waren wir gut vorbereitet, ein Fläschchen Wein oder zwei wurde noch verkostet, dann schliefen wir wie gewohnt schnell ein. 

Hier geht es zum nächsten Teil:  Seidenstrasse - China 2013-7  


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