…an der Seidenstrasse - China Teil 1…


Dieser Reisebericht ist eine Überarbeitung und Ergänzung meiner Reiseberichte aus Usbekistan,  der Mongolei, China und dem Iran die ich von 2012 bis 2014 bereiste.   

Ich widme diesen Reisebericht Herrn Christian Munger, dessen Buch "Seidenstrasse in China heute" für mich ein sehr wichtiger Ideen-Lieferant und ein ausgezeichneter Leitfaden für meine geplante Reise war.

 

Die Seidenstrasse war schon seit vielen Jahren ein Traumziel für mich; Marco Polo, Sven Hedin, Bruno Baumann und viele andere haben mein Interesse geweckt. Ganz besonders hat mir aber das Buch von H. Christian Munger, "Seidenstrasse in China heute" gefallen, der seine Seidenstrasse-Reise vom Frühjahr 2009 nicht nur sehr gut beschreibt, sondern auch viel Hintergrundwissen z.B. über die chinesische Geschichte oder die Seidenherstellung mit einfließen lässt. Dieses Buch hat mir die Seidenstrasse so nahe gebracht, dass ich sie selbst bereisen und all diese Landschaften und Städte selbst sehen wollte.

Diese Reisebeschreibung war eine wichtige Vorlage für meine Reiseplanung. Selbst alles zu organisieren und die Reise mit den "öffentlichen Verkehrsmitteln" durchzuführen wie H. Munger das tat, schied aber für mich nach einiger Zeit aus. Es war zu unsicher, zu unplanbar, nicht kalkulierbar. Eine Einzelreise mit Guide und Fahrer natürlich viel zu teuer, also sah ich mich nach einem Reise-Veranstalter um, der mir diese Reise anbieten konnte. Bei China-Tours habe ich das passende Angebot gefunden. Die Reise "Legendäre Seidenstrasse" vom 20.05.2013 bis 07.06.2013 führte von Peking über Xian nach Dunhuang, sowie an den nördlichen und südlichen Rand der Taklamakan, es gab eine Durchquerung der Taklamakan mit einer Übernachtung in der Wüste und eine Fahrt auf dem Karakorum Highway zu dem 3600 hoch gelegenen Karakul-See.

Diese Reise war ein sehr großes Erlebnis für mich, es gab sehr viel zu sehen.
 Die unterschiedlichsten Landschaften, die alten und die neuen Städte,
 die großen Märkte und bunten Basare, die verschiedensten Kulturen 
und auch die vielen freundlichen Menschen denen ich begegnet bin,
 machten diese Reise zu einem spannenden und unvergesslichen Erlebnis.

 

Als Einstieg möchte ich einen kleinen Abschnitt zur Geschichte der Seidenstrasse einfügen, der für ein besseres Verständnis der einzelnen Orte wichtig ist. Dazu verwende ich u.a. auch Textmaterial von Christian Munger.

Die Seidenstrasse ist nicht eine einzelne Strasse die von A nach B führt, sondern eher ein umfangreiches Strassen und Wegegeflecht, das von China bis zum Mittelmeer führte. Die Ursprünge der Seidenstrasse liegen etwa 500 Jahre vor Chr. Damals bauten die Perser eine 2700 km lange Königsstrasse, welche auch als Handelsweg benutzt wurde. Im Jahr 140 v. Chr. erlebte die Seidenstraße eine erste Hoch-Zeit. Eine weitere Blütezeit erlebte sie im 7. Jahrhundert unter der Tang-Dynasty. Im 13. Jahrhundert, auch Pax Mongolica genannte Zeit, kam es wieder zu einer starken Zunahme des Austausches von Waren und Menschen. Ab dem 14. Jahrhundert begann der Niedergang der Seidenstrasse, da die Landwege unsicher und die Europäer den Seeweg nach Asien suchten und fanden. Mit der Zeit ersetzten Schiffe der europäischen Handelskompanien die Landwege der Seidenstraße als Verbindung nach Ostasien. 

 

Die Route der Seidenstrasse verschob sich je nach Machtverhältnissen und Dienstleistungsangebot. Von Xian aus reisten. die meisten Karawanen zuerst entlang des Hexi-Korridors, zwischen der Gobi und dem tibetanischen Hochland nach Dunhuang. Dort teilten sich beim Jadetor (Yumen) die Wege um die gefährliche Wüste Taklamakan in die nördliche Route über Hami, Turpan, Korla, Kuqa, Aksu nach Kashgar und in die südliche Route über Quarkilik, Quiemo, Minfeng, Hotan, Yarkant nach Kashgar. In Kashgar, eine wichtiger Knotenpunkt der Seidenstrasse, verzweigt sich die Route erneut. Nach Norden über den hohen Tourgart-Pass nach Zentral-Russland und nach Süden über die steilen Pässe des Karakorumgebirges nach Indien. Nach Westen führte der Weg über das Pamir-Gebirge nach Zentral-Asien mit den wichtigen Handelszentren Kokand, Samarkand, Buchara und dann weiter über Teheran, Bagdad und Damaskus ans Mittelmeer. Weiter gelangte die Ware mit Schiffen nach Rom, Alexandria und Konstantinopel (Byzanz).

Die 12000 km lange Strecke von Xian ans Mittelmeer wurde von verschiedenen Transporteuren bewältigt, das Handelgut wurde somit mehrmals weiterverkauft. Viele Menschen und Volksgruppen fanden hier Arbeit und Einkommen entlang der Seidenstrasse. Die Städte und Oasen erwarben im Laufe der Jahrhunderte durch den Handel und Dienstleistung einen großen Reichtum. Die Geschäftsleute waren gebildet und angesehen und pflegten einen feinen Lebensstil. Sie brauchten Menschenkenntnis und Talent für Logistik und Lagerung. Für die Buchhaltung wurden oft Araber angestellt, da ihr Zahlensystem dem chinesischen überlegen war.

China exportierte in alten Zeiten neben der Seide auch Naturlack, Zimt, Ingwer, Keramik, Porzellan, Jade, Pelze, Moschus, Tee und Rhabarber. Aus dem Westen transportierte man Gold, Glas, Edelsteine sowie Gewürze wie Koriander, Nelken, Muskat, Safran und Pfeffer. Auch Leinen, Wolle, Myrrhe, Henna, Weihrauch, Sandelholz und Rohrzucker wurden nach China gebracht.

Aber nicht nur Waren und Güter wurden gehandelt, es verbreiteten sich auch Erfindungen, Wissen und Technologien. Der Transfer technischer Errungenschaften, kultureller Güter oder Ideologien geschah weniger absichtlich und langfristiger als der Austausch von Waren. Fernreisen aller Art, ob aus kommerziellen, politischen, diplomatischen oder missionarischen Gründen, stimulierten den kulturellen Austausch zwischen verschiedenen Gesellschaften. Lieder, Geschichten, religiöse Ideen, philosophische Ansichten und wissenschaftliches Wissen kursierten unter den Reisenden. So wurde u.a. das Wissen um die Papierherstellung, das Schwarzpulver, die Steigbügel und den Blockdruck an die Araber und später an die Europäer weitergegeben.

Es verbreiteten sich auch zahlreiche Religionen entlang der Seidenstrasse. So wurde der Buddhismus aus Indien, das nestorianische Christentum aus Konstantinopel, der Zoroastrismus (Zarathustra) aus Persien und auch der Islam aus den arabischen Staaten nach China gebracht.

 

 

Als Transportmittel für die Waren dienten einachsige, von Pferden gezogene Wagen. In Wüstengebieten musste auf Kamele umgeladen werden und über die hohen Bergpässe trugen Yaks die schweren Lasten. Die Versorgungsposten wurden so angelegt, dass Karawanen in einem Abstand von wenigen Tagen mit Wasser Übernachtung und frischen Lasttieren versorgt werden konnten. Neben räuberischen Überfällen musste auch mit schrecklichen Unwettern, Sandstürmen und Schneefall gerechnet werden. Diese Oasen boten dem Reisenden dagegen allerlei Luxus und Annehmlichkeiten.

Die Bewachung der Karawanen gegen Überfälle verteuerten die Transporte wesentlich. In Zeiten mit militärisch starken Herrschern war die Sicherheit höher, doch in gefährlichen Zeiten konnte auch ein Totalverlust durch Raub und Totschlag entstehen. Die Schutzkosten stiegen deswegen manchmal ins Unermessliche. Bewachungsaufgaben wurden meist an mongolische Teams übertragen, denn sie kamen mit den schwierigen Bedingungen der Wüste und Steppe an besten zurecht. Sie kannten die Rückzugsgebiete der Räuber in der Wüste und fürchteten sich nicht die Verfolgung aufzunehmen.

In der Zeit als die Mongolen (fast) ganz Asien besetzt hatten war die Seidenstrasse relativ sicher. Die starke militärische Disziplin der Mongolen brachte dem Handelweg mehr Sicherheit. So bekam u.a. Marco Polo von Kublai Khan einen Paiza, einen Reisepass mit der Inschrift "Im Auftrag des Kaisers, höchste Autorität der gehorcht werden muss". Dieser ermöglichte es ihm ohne Gefahren und mit bestmöglicher Unterstützung durch das große Land zu reisen.

Die alte Seidenstraße hat einen eher romantischen, abenteuerlichen Stellenwert. Durch viele Bücher wird die orientalische Mystik der Route dem Westen näher gebracht und Reisen auf den Spuren Marco Polos ziehen eine wachsende Zahl von Touristen in diese abgelegenen Regionen.
 China erkannte das touristische Potential sehr schnell, indem es in den späten 1970-ern seine Türen für ausländische Reisende öffnete. Dies führte dazu, dass viele Sehenswürdigkeiten und Kulturdenkmäler entlang der Seidenstraße restauriert wurden und man von offizieller Seite Sorge für die Erhaltung dieser Monumente trägt. Überdies wurde mit archäologischen Ausgrabungen dem Leben entlang der Seidenstraße nachgespürt. Reisende entlang der Taklamakan-Wüste treffen vor allem auf Stadtruinen und Überreste von Höhlen. Besonders beeindruckend waren die freundlichen und hilfsbereiten Menschen und ihr bis heute erhalten gebliebener Lebensstil.

An der Seidenstrasse hat die Zukunft schon begonnen, die Seidenstraße hat wieder an wirtschaftlichem Interesse gewonnen. Es wurden bereits Autobahnen und neue Bahntrassen für Hochgeschwindigskeit-Züge gebaut, Öl und Gas wurde in der Wüste gefunden, somit entstehen auch die Verarbeitungs-Anlagen, Piplines und neue große Stadtteile mit Wohnsiedlungen. Der Bau von Straßen, der durch die Entdeckung großer Öl- und Gasreserven begünstigt wurde, hat den Zugang zu den unwirtlichen Gegenden erleichtert und die Region wurde industrialisiert. Auch die Handelswege an sich wurden wieder eröffnet und sind nicht zuletzt für den Tourismus bedeutend. Zur Zeit entsteht bei Kashgar, in einem neuen Stadtteil, eine riesige Handels-Bazar-Anlage, an dem sich alle zentralasiatischen Länder beteiligen können und auf einen freien und geordneten internationalen Warenaustausch hoffen. Lange LKW-Karawanen haben die Kamelkarawanen abgelöst und sorgen nun für eine Verbreitung von Waren entlang der alten Seidenstrasse. Es ist zu erwarten, dass sich die Landschaft deutlich ändern wird. Ich bin ich sehr froh, jetzt diese Reise gemacht zu haben, in wenigen Jahren wird es in Kasghar und Hotan vermutlich anders aussehen.

Hier geht´s zum nächsten Teil: Seidenstrasse - China 2013-2


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