…Mongolei 2012 Teil 1...


Meine Reise in die Mongolei

Von einer Reise in die Mongolei träumte ich schon seit langer Zeit. Als ich mit dem traditionellen Bogenschiessen anfing, hat mich natürlich auch die alte Bogentechnik sehr interessiert. Sowohl in Ungarn, Korea, Japan und auch wieder in China gibt es Handwerker, die diese speziellen Bögen mit den alten Materialien und Techniken anfertigen. In Japan hatte ich einmal Gelegenheit bei einem Tempelfest dabei zu sein, bei dem japanische Bogenschützen in traditioneller Kleidung vom galoppierenden Pferd auf Zielscheiben geschossen haben und in den meisten Fällen auch trafen. Das war für mich sehr beeindruckend. 

"anklicken" vergrößert die Bilder;  "anklicken" auf  X  zurück zum Text

Grundlage dieser Gemeinsamkeiten in der Bogentechnik ist die Zeit des mongolischen Reiches, das sich ja von Osteuropa bis nach Korea, von Sibirien bis nach Indien ausgedehnt hat. Bei einem gemeinsamen Western-Reiturlaub mit meiner Familie, entstand dann die spinnerte Idee, vom Bogenschiessen aus dem Sattel heraus. War aber gar nicht ernst gemeint, nur eine verrückte Idee am Biertisch.

Mein anderes großes Interesse gilt den alten Seidenstrassen, den Handelswegen zwischen Europa und Asien, die seit mehr als 2000 Jahren für einen Austausch von Handelsgütern (Seide, Gewürze, Schmuck,...), Religionen (Buddhismus, Christentum, Schamanismus...) und wissenschaftlichen Erkenntnissen (Astronomie, Algebra, Navigation,...) sorgten. Marco Polo und seine Reiseberichte haben mich natürlich sehr fasziniert und beeinflusst.

Dadurch stand die Mongolei natürlich in meinem Interesse und ich begann mich intensiver über die Mongolei zu informieren.. Ich las vom jährlichen Naadam-Festival, dem traditionalen Wettkampf im Ringen, Bogenschiessen und Pferderennen, ich sah die Filme vom weinenden Kamel, von der Höhle des gelben Hundes, von der Stimme des Adlers und ich war infiziert. Ich wollte dort hin, ich wollte Naadam und diese tollen Landschaften sehen. Es dauerte aber noch eine Weile, bis ich dann mit der konkreten Planung begann.

Ich studierte Reisebeschreibungen im Internet, sammelte Prospektmaterial von Reiseveranstaltern und besuchte Touristikmessen. Das Naadam Festival findet immer am 12. Und 13. Juli statt, also der Termin ist fest, eine Rundreise muss davor oder danach stattfinden. Um einen günstigen Preis zu bekommen habe ich frühzeitig einen Direktflug Berlin Ulaan Baatar ( UB ) mit der mongolischen Airline gebucht.

Die Suche nach einem guten, aber günstigen Hotel war etwas schwieriger. Die Hotelsuchmaschinen bieten nur internationale Business-Hotels an, die sehr teuer sind. Mit etwas Glück fand ich ein kleineres Hotel, das zentral liegt, einen gute Ausstattung und Service hat und dazu auch noch bezahlbar war. Ein paar emails später war die Reservierung bestätigt. Abholservice vom Flughafen gibt es auch.

Mit der Tour war es nicht ganz so einfach. Meine Nachfrage bei bekannten deutschen Veranstaltern war nicht erfolgreich, es gab Terminschwierigkeiten oder es waren nur vorgefertigte Rundreisen möglich. Bei den mongolischen Anbietern aus UB war ich als Einzelreisender wohl nicht interessant genug, die Angebote waren unvollständig und die Preise wurden von einem Tag zum anderen drastisch erhöht. Warum weiß keiner. Auf der Touristikmesse hatte ich schon mal Kontakt zu einem kleineren Mongolei-Reiseanbieter aus dem Raum Stuttgart. Dort erhielt ich auf Anfrage ein Angebot das sich genau an meinen Wünschen und Terminen orientierte. Die freundliche, kompetente Beratung, das detailliertes Infomaterial und der faire Preis war maßgebend für die Buchung der einwöchigen Rundreise zu einigen der schönsten und interessantesten Gegenden der Mongolei.

Also, die Buchungen sind komplett, jetzt noch die persönliche Ausrüstungsliste kontrollieren, bzw. ergänzen. Dann kann es losgehen.

Samstag 7.7.2012

Abflug Stuttgart 8:35, Ankunft in Berlin/Tegel

Der alte Flughafen ist eine Katastrophe, eng unübersichtlich, Wartebereich nur in den Lokalen, ... Abflug nach Ulaan-Baatar ( UB ) am Nachmittag 15:50. Es gab aber eine Verzögerung beim Einchecken da der Flieger aus UB später ankam. Abflug ca. 17:00.

Der Flieger war full-booked, viele kleine Kinder, enge Sitzabstände.

In der Reihe 28 ist die Rückenlehne wegen des Notausstiegs nicht verstellbar, keine Drinks (Gin Tonic) verfügbar, aber das Essen war gut. 

Sonntag 8.7.2012

Ankunft Ulan Bator um 7:00 morgens, Ortszeit, Flugzeit ca. 8 Stunden.

Die Einreise ging schnell, aber die Gepäckausgabe war grausam. Es gab eine lange Wartezeit, obwohl nur ein Flieger ankam. Nach kurzem Umherschauen in der Ankunftshalle habe ich den Fahrer gefunden, der mich dann zum Hotel Kaiser brachte. Die Strassen in UB sind fürchterlich, tiefe Löcher, Rinnen, Steine und Dreck zwingen jeden Fahrer zu einem Slalom. Für eine Hauptstadt wirklich schlimm. Fahrzeit ca. 30 Min.

Einchecken im Hotel ging ohne Probleme, obwohl das Personal so gut wie kein Englisch verstand. Das Zimmer sieht gut aus (Nr.304), das Bad ist neu und sauber. Aber kein Leintuch auf der Matratze, bzw. kein Bezug an der Steppdecke, da bin ich sehr froh über meinen neuen Seiden-Reiseschlafsack. Es gibt Kühlschrank und Fernseher, aber leider keine Kleiderbügel Das Wasser im Waschbecken läuft schlecht ab, aber hey, was soll`s. 

1. Gang in die Stadt (Zentrum)

Es sieht nicht so gut aus, viele Baustellen (aktive und tote). Die Strassen sind in einem sehr schlechten Zustand, Löcher, Steine, Bauschutt und jede Menge Abfall. Der Zustand der Häuser ist arg unterschiedlich. Es gibt große, neue, moderne Gebäude, wie den Blue Sky Tower, aber auch viele alte ungepflegt Häuser in Plattenbautechnik. Selbst vor dem Ministerium des Äußeren sind die Parkplätze und Strassen sehr schlecht.

Wohl deshalb sieht man so viele geländegängige Autos. Toyota, Mercedes, Landrover, VW, Porsche-Cayenne, sogar Hummer H2 und alle anderen Allrad-Japaner. Aber auch die legendären, russischen Allradfahrzeuge sind auf den Strassen zu sehen.

Der Sukhbaatar Square ist ein sehr großer freier Platz der von alten Gebäuden wie dem Regierungsgebäude, dem Opernhaus, mehreren Banken, der Börse und der Hauptpost und von zwei neuen, modernen Hochhäusern eingerahmt wird. Es gibt in der Mitte des Platzes ein großes Reiterdenkmal aber leider keine Läden, Kneipen oder Cafes wo man sich hinsetzen und bei einem Kaffee dem Treiben auf dem Platz zusehen kann.

Bei der Hauptpost gibt es einen Stadtplan und Krimskrams und ich konnte auch mein erstes Geld wechseln. 200 m weiter gibt es eine geöffnete Wechselstube. Für 200 Euro bekomme ich 330.000 Tugrik (Mong. Dollar), das ist ein dickes Bündel, da es nur 10.000 Scheine gibt. Nachdem vormittags in der Stadt nicht viel los ist, bin ich wieder zurück ins Hotel und habe den Schlaf nachgeholt.

So gegen 15:00 bin ich wieder ins Zentrum, auf dem Weg dahin sah ich ein kleines, halbverfallenes Kloster oder Tempel, der sehr koreanisch aussah. Tempel mit Baustelle im Hintergrund und dem Glaspalast Blue Sky Tower.

Danach der erste Supermarkt, mal so gucken. Chaotisch, Tante Emma-Laden auf Russisch. Großes Angebot aber unübersichtliche Anordnung. Feuerzeug und zwei Dosen koreanisches Bier (Cass). An der Kasse braucht man viel Geduld und Zeit. Danach zum Irish Pub, dem zentralen Lokal mit Biergarten. Der ist gut besucht, viele Touris, aber auch Einheimische. Die Preise hier sind relativ hoch, 1 Bier =5000M$ = 3 Euro; Chicken-Chips + Bier = 23.000 M$ = 13 Euro

Leider hat es etwas zum Regnen angefangen, also zurück zum Hotel, noch ein Cass, Bucheintrag, dann ist Feierabend. Die Hotel-Managerin hat sich noch gemeldet, mehr Infos morgen um 10:00. Eine SMS in die Heimat, SMS zurück, die Kommunikation scheint zu funktionieren. 

Montag 9.7.2012

Ich habe gut geschlafen, das Hotel ist echt ruhig, nur gegen Früh gab es irgendwo ein Hundegebell. Das Frühstück ist auch sehr gut, Fried egg, Wurst Marmelade Obst, Körner, Müsli, der Kaffee ist ok. Es war nur noch ein Gast da, Ben aus Nevada. Die Managerin hat sich nicht blicken lassen, macht aber nichts. Also los. Sukhbaatar Platz, Peace Avenue bis zum Gandaam Kloster. Heute ist sehr viel Verkehr in den Strassen. Alles Chaoten!! Es wird wie verrückt gedrängelt, behindert und wie blöd gehupt. Man muss beim Strasse überqueren sehr aufpassen, grüne Ampeln und Zebrastreifen bedeuten dem Autofahrer nicht viel.

Die Gandam-Klosteranlage wird z. T. neu gebaut bzw. saniert , die alten Gebäude sind marode aber liebevoll ausgestattet. Mit einer Tüte voller Körner kann ich die 1000 Tauben füttern die auf dem Tempelplatz ihr Unwesen treiben. Der über 20m hohe, goldene Buddha im größten Tempel ist sehr beeindruckend.

Am Nachmittag gab es ein Gewitter mit Regen, Hunger hatte ich auch, also rein zum Koreaner, Mandu (Teigtaschen), Kimchi und ein Cass-Bier. Danach zurück ins Zentrum. Durch den Regen sind viele Gehwege überschwemmt. Bis zu 10 cm steht das Wasser auf der Strasse und kann nicht abfließen. Als Fußgänger sucht macht man Umwege, die Autos pflügen durch und spritzen meterweit. 

Eigentlich wollte ich wegen der Dinos die dort ausgestellt werden ins Naturkundemuseum, bin aber im Museum für mongolische Geschichte und Kultur gelandet. War aber gar nicht schlimm, denn das war auch sehr spannend. Von den Steinzeitmenschen über die verschiedensten Khans bis zur demokratischen Revolution in den 90-er Jahren. Die vielen Ausstellungsstücke vermittelten einen sehr guten Eindruck des schweren, nomadischen Lebens. Danach noch ein Museum, das Choijin Lama Temple Museum, ein ehemaliger Lama-Tempel direkt hinter dem hochmodernen, gläsernen Blue-Sky-Tower gelegen. Das Museum besteht aus mehreren kleinen Tempeln, die aber einen etwas ungepflegten Eindruck machen. Innen sind diese Tempel aber sehr schön ausgestattet, Buddha-Figuren, Schalen, Figuren und viele farbenfrohe Kostüme und Masken wie sie für religiöse Tempeltanz-Darbietungen gebraucht wurden. Sehr schön!

Im hintersten Tempel, der früher nur für den Lama und einigen Vertrauten begehbar war, sind leicht erotische Buddhadarstellungen zu sehen, auch sehr schön. Leider absolutes Fotografierverbot. 

Zurück zum Hotel, kleine Pause, Abendessen im Hotel: Rindsbraten mit Pommes und Gemüse, sehr fein aber zuviel.

Abendspaziergang zum Sukhbaatar-Platz, viele Familien mit Kindern. Es fehlt dort ein Straßencafe, um dort das Leben auf dem großen Platz noch besser genießen zu können.

 

Hier geht es zum nächsten Teil:   Mongolei 2012 Teil 2


Kommentar schreiben

Kommentare: 0