2022 Südfrankreich Teil1


 

...Vor 50 Jahren

führte mich meine erste große Reise über die Schweiz und den Genfer See nach Südfrankreich in die Camargue.  Über Marseille fuhr ich dann immer der Küste entlang nach Osten. St. Tropez, Cannes, Antibes, Nizza und Monaco habe ich damals besucht und einiges ist mir noch in guter Erinnerung. Diese erste große Reise wollte ich teilweise wiederholen, die Pläne beschäftigten mich schon sehr lange, wurde aber immer wieder aufgeschoben...

 

Jetzt war ich soweit, die Fahrt nach Südfrankreich wurde ernsthaft geplant. Ich wollte auch noch die Chauvet 2 Höhle im Ardeche Tal besuchen, also mußte ich mich auf wenige Orte beschränken, da ich nicht jeden Tag im Auto sitzen wollte. In Lyon, Avignon, Arles, Antibes und im Ardechetal wurden frühzeitig Hotels, bzw. kleine Studios reserviert, da ich mich selbst versorgen wollte. 

Mitte September fuhr ich los und gleich nach ein paar Kilometern auf der französischen Autobahn hatte ich mein ersten Schrecken. Ich stand auf der Autobahn bei der verkehrten Bezahlschranke. Hier konnte ich nicht mit Mastercard bezahlen, also die Fahrzeuge hinter mir wegscheuchen, etwas rückwärts fahren und die richtige Bezahlschranke ansteuern. Das hat gut geklappt, aber eine Polizeistreife auf der anderen Seite hat schon auf mich gewartet. Nach einer Belehrung kam ich aber mit einer freundlichen Verwarnung davon. 

Das Tanken an französischen Autobahn-Tankstellen war auch etwas ungewohnt, man mußte zuerst an der Kasse mit MC zahlen, dann erst gab die Zapfsäule das Benzin frei. Bei einigen Tankstellen konnte man direkt an der Tanksäule mit MC bezahlen. Bargeldloses Bezahlen mit Kreditkarte wird auch in den Supermärkten und Restaurants erwartet.

Ein weiter Stolperstein waren für mich die Parkuhren. Diese sind zwar mehrsprachig, aber trotzdem sehr kompliziert.

Man mußte das Autokennzeichen eingeben, mit MC bezahlen und irgendwelche Tasten drücken, um die Quittung zu bekommen, die man sich dann hinter die Autofenster klemmen konnte.

Aber immer traf ich freundliche Franzosen die mir in diesen Situationen geholfen haben. Vielen Dank dafür!

Die Strecke nach Südfrankreich ist doch sehr lang, deshalb hatte ich nahe Lyon an der Autobahn ein Hotel reserviert. Ein ruhiges Zimmer, ein geschützter Parkplatz, ein italienisches Lokal in der Nähe und am nächsten Morgen ein gutes Frühstück, die Fahrt konnte weitergehen.

 Avignon erreichte ich bereits am Mittag, einchecken war noch nicht möglich, also dann zuerst ein Stadtspaziergang. Nach einiger Suche war auch ein Parkplatz gefunden und mir wurde schnell klar, daß Avignon eine sehr beliebte Stadt ist. Avignon, eine Stadt in der Provence im Südosten Frankreichs, liegt an der Rhone. Prächtige mittelalterliche Häuser, verträumte Plätze und Gässchen, eine imposante Befestigungsmauer, eine weltberühmte Brücke und natürlich der Papstpalast. Er war während der Herrschaft der katholischen Päpste zwischen 1309 und 1376 das Zentrum der katholischen Kirche. Mit den Päpsten kamen Kardinäle, Adlige, Kaufleute, Architekten, Bildhauer, Künstler und Handwerker und machten Avignon nicht nur zu einer der größten Städte Westeuropas, sondern auch zu einem intellektuellen, künstlerischen und kulturellen Zentrum des Mittelalters.

Leider hatte ich nur Zeit für einen Stadtspaziergang, der führte mich zuerst zur Rhone und der Brücke von Avignon. Die wohl berühmteste Brücke der Provence wurde im 12. Jahrhundert erbaut und über einen Wachturm direkt mit dem Papstpalast verbunden. Sie bildete lange Zeit den einzigen Übergang über die Rhône, stürzte aber im Laufe der Zeit bei Hochwasser immer wieder ein, bis man sich 1669 entschloss, die Brücke nach der erneuten Zerstörung nicht mehr aufzubauen. Heute sind von den ehemals 22 Brückenbögen nur noch vier erhalten und die Brücke endet heute mitten im Fluss.

Den mächtigen Papstpalast sah ich nur von außen, zu lang war die Warteschlange, auch an den vielen Kirchen lief ich vorbei und landete in einer Markthalle mit einem riesigen Angebot an Obst, Gemüse, Fisch, Fleisch und besonders an Käse. Ziegenkäse in allen Geschacks- und Altersstufen, für mich ein kleines Paradies. Hier machte ich Pause und stärkte mich mit Wein und Käse. Traumhaft.

Die Altstadt hat mit den beindruckenden Gebäuden, engen Gassen, romantischen Plätzen und vielen Geschäften ein besonders Flair, es macht viel Spass durch die Stadt zu laufen und sich nach jeder Ecke sich neu überraschen zu lassen.

Man sollte mehr Zeit mitbringen, um diese Stadt mit all ihren Schönheiten zu entdecken.

Am nächsten Morgen fuhr ich weiter nach Arles, meinem ersten Ziel an dem ich länger bleiben wollte.

 Arles ist eine Stadt am Ufer der Rhone in der südfranzösischen Region Provence. Im Altertum war Arles ein Teil der griechischen Kolonie Massalia (heutiges Marseille) und kam gegen Ende des 2. Jahrhunderts v. Chr. in römischen Besitz. Von Julius Caesar wurde es 46. v. Chr. zur römischen Militärkolonie gemacht. Der Ort erhob sich bald zu hoher Bedeutung, wetteiferte mit Massalia im Handel und erreichte seine Blütezeit unter Kaiser Konstantin, der Arles vergrößerte und ausschmückte. 

Spaziergänge durch die Altstadt sind zu jeder Tageszeit ein Vergnügen. Unzählige Cafes, kleine Restaurants und schön angelegte Gärten laden ein zu entspannenden Pausen auf der Besichtigungstour durch Arles.

 Wer über Arles schreibt, muss auch über Van Gogh schreiben. Denn der weltberühmte Maler Vincent van Gogh lebte 15 Monate dort und schuf in dieser Zeit über 300 seiner Werke von denen die meisten die Stadt oder deren Umgebung zeigen. So war der Forumsplatz der Hintergrund für das bekannte „Nachtcafé“, die Brücke von Trinquetaille das Modell für die „Treppe zur Brücke“, der Kai der Rhône Schauplatz der „Sternennacht“, am Platz Lamartine befand sich das „Gelbe Haus“, die Rue Mireille ist auf der „Alten Mühle“ zu sehen und der Sommergarten am Boulevard des Lices entspricht dem „Stadtgarten“.

Umso ungewöhnlicher mag es erscheinen, dass in Arles nur ein einziges Gemälde von Vincent van Gogh ausgestellt ist. Trotzdem scheint Vincent Van Gogh in Arles allgegenwärtig zu sein. So gibt es einen speziellen Van-Gogh-Rundgang und viele heute an die Gemälde erinnernden Stellen wurden extra für den Tourismus (neu) geschaffen. So zum Beispiel das Nachtcafé.

 Marseille, eine Hafenstadt in Südfrankreich, ist schon seit seiner Gründung um 600 v. Chr. durch griechische Seefahrer ein wichtiges Zentrum für die Einwanderung und den Handel. Das Herz der Stadt ist der alte Hafen Vieux-Port, wo Fischer ihren Fang direkt an der Anlegestelle verkaufen. Auf einer 160m hohen Anhöhe steht die neuromanisch-byzantinische Basilika Notre-Dame de la Mer und ist ein weithin sichtbares Wahrzeichen der Stadt. 

Ich bin mit der Bahn von Arles nach Marseille gefahren. Die Fahrkartenautomaten konnte ich leider nicht bedienen, ich mußte warten bis der Fahrkartenschalter geöffnet wurde, dann hatte ich schnell die passende Fahrkarte.

Marseille war heiß, laut und voller Menschen. Der Weg vom Saint-Charles Bahnhof hinunter zum alten Hafen war nicht weit. Der Hafen mit den vielen Booten und den vielen Fischrestaurants sieht noch aus wie vor 50 Jahren. Aber die Preise für eine Bouillabaisse-Fischsuppe haben sich stark verändert. Aber das ist ja nicht nur hier so.

Notre-Dame de la Garde, ist eine Marien-Wallfahrtskirche in Marseille. Sie ist auch Bitt- und Dankeskirche der Seeleute und wird jährlich von zwei Millionen Menschen besucht. Von dort oben hat man einen grandiosen Blick auf die Stadt und das Meer. 

Zum Glück ging es bergab zum Hafen, ich war etwas schlapp. Eine kleine Pause brachte nicht den erwünschte Energieschub, also ging ich zum Bahnhof und fuhr wieder zurück nach Arles.

 Einmal in der Woche findet in Arles ein großer Straßenmarkt statt. Es werden Früchte und  Gemüse aus der Region angeboten, aber auch Fleisch, Würste, Fisch, Käse und Brot sind im Angebot. Ich konnte davon viel probieren und habe auch einiges gekauft. Es gab auch Händler für Werkzeug, Elektronik und Haushaltsgeräte. Die Preise waren gut und einige Artikel wechselten den Besitzer.

 Die Camargue ist eine sehr große Schwemmlandebene (Marschland) in der Provence im Süden Frankreichs. Sie ist das von den beiden Mündungsarmen der Rhone im Rhonedelta begrenzte Gebiet. Sümpfe, Salzgärten, Reisfelder, Weideland und weitläufige Sanddünen gestalten in der Camargue eine einmalige Landschaft.

Touristische Attraktionen sind die Herden der weißen Camargue-Pferde, einer nur hier vorkommenden Pferderasse, sowie die teilweise sehr großen Herden der Camargue-Stiere. Diese werden bei den größtenteils unblutigen Stierkämpfen in den Arenen der Provence eingesetzt. Ihr Fleisch ist eine Spezialität der provenzialischen Küche. Pferde und Stiere leben im Freien, sie haben aber Besitzer und tragen entsprechende Brandzeichen, es sind also keine wilden Tiere. Die Camargue lässt sich entweder gemächlich mit dem Schiff, stilvoll auf einem weißen Camargue-Pferd, entspannt zu Fuß oder schwungvoll mit dem Fahrrad erkunden.

Motorboote fahren auf der kleinen Rhone weit in die Camargue hinein und erschließen dem Besucher somit Gebiete, die über Land nicht zu erreichen wären. Pferde, Stiere und Vögel sind gut zu beobachten.

Der Vogelpark Pont de Gau liegt an der Straße nach Saint-Maries-de-la-Mer. Hier kann man in großen Freigehegen sehr viele Wasservögel, besonders aber die rose Flamingos aus der Nähe beobachten. Mehrere Wege mit Beobachtungsstationen führen durch die Weiher-und Sumpflandschaft. 

Am südöstlichen Rand der Camargue gibt es kilometerlange vom Meerwasser überflutete Salzbecken. Nachdem das Wasser verdunstet ist, wird das Salz zu hohen Bergen aufgeschüttet.

Leider konnte ich die unterschiedlichen schillernden Farben der Salzlagunen nicht sehen,

deshalb zwei schöne Bilder aus www.

 Saintes-Maries-de-la-Mer ist eine Kleinstadt und ein Wallfahrtsort in der Camargue direkt am Mittelmeer. Das ursprüngliche Fischerdorf lebt heute vom Tourismus. Berühmt ist Saintes-Marie-de-la-Mer für das alljährlich im Mai stattfindende Fest des Zigeuner zu Ehren der Schwarzen Sarah. In der großen Arena direkt am Strand finden mehrmal im Jahr Stierkämpfe nach spanischen und französischen Regeln (hier werden die Stiere nicht getötet) statt. Als ich Saint Maries besucht habe fand in der Arena am Nachmittag eine "Course Camarguaise" statt, das ist ein Spiel zwischen jungen wilden Stieren und jungen Männern, die versuchen dem Stier bunte Bänder von der Stirn oder den Hörnern abzureißen.

Die Stiere sind stark und schnell und versuchen mit wuchtigen Angriffen die Männer zu erwischen. Diese retten sich aber hinter die stabile Umzäunung oder direkt mit einem Sprung auf den hohen Rand der Arena. Der Kampf dauert etwa 15 Minuten, dann darf der Stier die Arena verlassen. Wenn er nicht freiwillig geht, kommt eine Kuh mit einer Glocke um den Hals in die Arena und gern folgt der Stier der Kuh nach draußen. Ja, so ist es mit den starken Stieren...

Es wurden 5 Kämpfe mit 5 Stieren ausgetragen, wobei man schon Unterschiede bei den Stieren in der Kampfeslust und Ausdauer sah. Zwei Stiere sprangen sogar über die stabile Umzäunung und mußten mit langen Stangen wieder in die Arena zurück gescheucht werden. Deshalb werden diese kleinen Stierkämpfe auch als Test bzw. als Auswahlkriterium für die großen Corridas  betrachtet. 

Saint-Maries ist ein großer Touristenort geworden, kilometerweite Sandstrände, alle Arten von Wassersport, Reiten mit den weißen Pferden der Camargue und Vogelbeobachtungs-Safaries werden angeboten. Im Sommer ist es hier sicher sehr voll und laut, jetzt im Oktober geht es eher gemütlich zu, es macht Spass in den Gassen nette Geschäften und/oder schöne Restaurants zu finden.

 

 

Die Woche in Arles ging sehr schnell vorbei, ich habe viel gesehen und erlebt, doch jetzt zieht es mich an die Cote d`Azur nach Antibes.

 

 

Au revoir   -   bis bald   -   Ecki


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Kommentare: 8
  • #1

    piri37 (Dienstag, 25 Oktober 2022 12:57)

    lieber Ecki,
    der wunderschöne Reisebericht nach Südfrankreich hat mich sehr beeindruckt. Nicht nur deine Illustration, sondern auch dein Text darüber lassen mich ein wenig mitreisen in ein wunderschönes Land. Ich kenne natürlich keines dieser idyllischen Städtchen. Nur einen Song von Mireille Mathieu, An einem Sonntag in Avignon, ist mir bekannt. :) Danke fürs Zeigen!
    Liebe Grüße Piri

  • #2

    Astrid (Dienstag, 25 Oktober 2022 19:07)

    Lieber Ecki,

    toller bericht und super Fotos. Vieles kenne ich aus deinem Bericht, Arles und Umgebung habe ich in den 79ern besucht, Avignon erst vor ein paar Jahren dort hat mich der Papstpalast sehr beeindruckt.
    Die Grotte Chauvet 2 habe ich auch schon besucht gleich im Jahr der Eröffnung, ich war begeistert von den Malereien. In Vallon Pont-d;Arc auf dem Camping -Platz waren wir viele Jahre. Die Gegend kenne ich gut.

    Liebe Grüße
    Astrid

  • #3

    Ecki (Donnerstag, 27 Oktober 2022 18:58)

    Hallo liebe Piri,

    Es freut mich sehr, daß dir mein Reisebericht gefällt.
    Arles und Avignon kannte ich auch noch nicht,
    es hat viel Spass gemacht, die beiden Städte etwas zu entdecken.

    Liebe Grüße
    Ecki

  • #4

    Ecki (Donnerstag, 27 Oktober 2022 19:15)

    Hallo liebe Astrid,

    Dann hast du sicher das Eine oder Andere erkannt
    und erinnerst dich daran.
    Mir hat es in Arles sehr gut gefallen, eine schöne und interessante Stadt.
    Avignon, zumindest die Altstadt, ist fest in touristischer Hand,
    stellenweise einfach zu viel Trubel.
    Aber das Problem gibt es leider in den meisten Touristen-Hotspots.

    Chauvet 2 ist natürlich eine Klasse für sich.
    Ich war hin-und- weg von den großartigen Bildern,
    nur mit der Gruppenführung war ich nicht so zufrieden. Leider!

    Liebe Grüße - Ecki

  • #5

    Struppi-2009 (Montag, 31 Oktober 2022 18:30)

    lieber Ecki,
    ein wunderbarer Bericht mit vielen schönen und interessanten Bilder. Ich bin sehr beeindruckt von Deiner Reise. Danke fürs zeigen.
    Liebe Grüße Traudl

  • #6

    Maria (Dienstag, 15 November 2022 11:36)

    Lieber Ecki,

    ich habe wieder einiges hinzugelernt. Das mit der halben Brücke in Avignon wusste ich nicht- das Lied kannte ich- und dass Van Goch in Arles wohnt.
    Die Fotos und der Text waren wieder hervorragend.

    Danke fürs Mitnehmen,

    Maria

  • #7

    Ecki (Dienstag, 15 November 2022 11:54)

    Liebe Traudl,

    Es freut mich sehr, daß dir mein Reisebericht gefällt.
    Ab heute gibt es den 2. Teil:
    https://www.eckisupdate.com/2022/11/15/2022-südfrankreich-teil-2/
    Viel Spass dabei.

    Viele liebe Grüße!
    Ecki

  • #8

    Ecki (Dienstag, 15 November 2022 11:58)

    Liebe Maria,

    Vielen Dank für deine lieben Worte,
    Auch ich lerne noch (täglich) dazu,
    das ist doch interessant und macht auch Spass.

    Viele liebe Grüße!
    Ecki