…an der Seidenstrasse - China Teil 5…



Die Busfahrt von Jiayuguan nach Dunhuang ist 380 km lang und führt durch eine vegetationslose Sand- und Geröllwüste, am Horizont gesäumt von hohen Gebirgsketten. Ab und zu lockern fruchtbare Oasen, landwirtschaftlich intensiv genutzt, die Einöde auf. Das notwendige Wasser wird durch alte unterirdische Tunnelsysteme aus den umliegenden Gebirgen herangeführt. Angebaut werden hier vor allen Melonen, Buchweizen, Baumwolle und auch Gemüse wie Tomatenpaprika und Auberginen. Wir fuhren entlang der alten Seidenstrasse, es sind aber keine Spuren aus dieser Zeit zu sehen. Die neue Seidenstrasse ist jetzt eine sehr schön ausgebaute Autobahn, parallel zur Autobahn wurde an einer neuen Trasse für die Hochgeschwindigkeits-Bahn gebaut. Man kann bald sehr komfortabel und in wenigen Stunden von Xian nach Dunhuang fahren. 

(Einige Bilder sind leider nicht so gut, da sie durch die Busscheiben aufgenommen wurden)

Die neuen Karawanen bestehen aus Schlangen von extralangen LKW`s, die in Richtung Westen fahren. Zement, Rohre, Baumaterial und PKW`s werden hauptsächlich transportiert. 

Hier wurde auch Öl gefunden, so dass auch Raffinerien, Tanklager und Betankungsanlagen in der Wüste zu sehen sind. Bei Anxi verliessen wir die Autobahn und fuhren an Melone-City vorbei in Richtung Dunhuang. Links waren kahle zerklüftete Berge zusehen, rechts dehnte sich die Wüste mit vereinzelten Sanddünen aus. 




Dieter alte Signalturm ist einer der wenigen Überreste aus alten Zeiten.

Nach ca. 5 Stunden erreichten wir Dunhuang und fuhren direkt zu den Mogao-Grotten.

Bereits im Jahre 111 v. Chr. wurde Dunhuang vom Kaiser Wudi der westlichen Han-Dynastie gegründet. Aufgrund ihrer Lage an der alten Seidenstraße spielte sie als wichtigster chinesischer Knotenpunkt dieses Handelsweges eine bedeutende Rolle im Kultur- und Warenaustausch mit dem Westen. So breitete sich der Buddhismus ausgehend von Dunhuang in China aus. Im Jahre 366 wurde der Bau der Mogao-Grotten begonnen und bis ins 14. Jahrhundert fortgeführt. Mogao ist eine Flussoase an der Seidenstraße, gelegen ca. 25 km vom Stadtzentrum Dunhuang entfernt. Hier haben buddhistische Mönche zwischen dem 4. und dem 12. Jahrhundert etwa 1000 Höhlen in die durchschnittlich 17 Meter hohen Sandsteinfelsen geschlagen und mit buddhistischen Motiven (Buddha-Statuen, Skulpturen und Wandmalereien) verziert. 492 dieser Höhlen sind

heute noch erhalten und zum Teil für Touristen zugänglich. Im Jahr 1900 entdeckte der daoistische Mönch Wang Yuanlu rund 50.000 Dokumente aus dem 4. bis 11. Jahrhundert, die Mönche im Jahre 1036 in einer Höhle eingemauert hatten, um sie vor den heranstürmenden Mongolen zu schützen. Das jüngste Dokument wird in das Jahr 1002 datiert. Europäische Archäologen haben sehr viele dieser Schriftrollen und Buddha-Figuren nach Europa "überführt" und befinden sich heute im Besitz der großen Museen in London, Paris und Berlin. Seit 1987 zählen die Mogao-Grotten zum Weltkulturerbe.

Diese Mogao-Grotten sind touristisch sehr gut erschlossen, die Führungen durch verschiedene Grotten wurden von einer jungen Dame geleitet, die uns die Einzelheiten der Gemälde und Skulpturen sehr gut nahe gebracht hat. Leider mußten die Fotoapparate abgegeben werden, so dass keine Bilder aus den Grotten möglich war. Die Bilder in den Grotten beeindruckten durch die Phantasie der Darstellung und die sehr gut erhaltenen Farben. Ganz besonders gut haben mir die vielen Abbildungen der "Apsaras", der himmlischen Feen oder Geister gefallen. Leider sind aber auch viele religiöse Darstellungen zerstört oder beschädigt worden.

Die folgenden Bilder sind aus Wikipedia entnommen. 


Uns präsentierte sich der große Buddha-Tempel leider im Renovierungs-Kostüm. 

Diese Mogao-Grotten waren einer der Höhepunkte dieser Reise, diese Bilder und Skulpturen wurden uns von einer sehr sachkundigen Führerin gezeigt und erläutert. Gern hätte ich noch mehr gesehen und gehört. Aber vielleicht kann ich bei einem nächsten Besuch in Berlin die dortigen Mogao-Schätze noch intensiver betrachten.

Die Fahrt ins Zentrum von Dunhuang zu unserem Hotel dauerte nicht lange. Wir waren wie immer sehr gut untergebracht. Nach einer kleinen Erfrischung ging es in die Basar-Strassen. Das Angebot war sehr vielfältig, doch sehr auf den Tourismus zugeschnitten. Das große Angebot an Souvenir-Artikeln, das man schon von anderen Städten her kennt.


Nach Abendessen gab es noch einen kleinen Gang in den Basar um die Vorräte für die morgige lange Fahrt mit Bus und Bahn aufzufüllen. Ein kühles Bier in der Basar-Strasse rundete den Tag wunderbar ab.

 

Gleich nach dem Frühstück ging es in den "großen Sandkasten". Am südlichen Ende von Dunhuang beginnen die Sanddünen, bis 250m hoch und nur mit Eintritsskarte zu besuchen. 

Hier soll es in der Hochsaison tausende von Besuchern geben, da muß alles gut organisiert sein. Es gibt auch sehr viel Möglichkeiten diese Sanddünen zu entdecken. Man natürlich kann zu Fuß die Gipfel erklimmen, viele Stufen im weichen Sand helfen beim Aufstieg. Man kann aber auch mit Allrad oder Quad oder Leichtflugzeug sich einen Eindruck von diesem sehr beeindruckenden Sandmeer verschaffen. Oder man kann auf dem Rücken eines Kamels die Dünen erklimmen, das ist wohl die bequemste und die am häufigsten benutzte Art. Also, Kamel wo bist du?

Zuerst braucht man orange-rote Gamaschen, damit kein Sand in die Schuhe fällt, sagten die Führer. Ich glaube aber, der tatsächliche Grund ist, dass man die Touristen einfacher im Sand findet. ;-)) Danach ging es zum Kamel-Hof. Dort lagerten bereits hunderte von Kamelen und ihre dazugehörigen Treiber/Führer. Es waren immer 5 Kamele hintereinander zusammengebunden, die Einteilung ging schnell, das Aufsteigen auch, so dass sich nach kurzer Zeit die Karawane langsam den Berg hinauf bewegte. Man saß gut und bequem auf dem Kamelsattel, die Tiere liefen ruhig und gleichmäßig an einer flachen Flanke den Berg hinauf, es machte viel Spass. An den Kanten der Dünen spürte man den feinen Flugsand im Gesicht und ich brachte meine Kamera in Sicherheit. Nach einer halben Stunde standen wir kurz unterhalb des Gipfels, hier war der Kamel-Parkplatz, wir stiegen ab und kletterten die letzten Meter zur Anhöhe. Im tiefen Sand ist das gar nicht so leicht, man macht zwei Schritte und rutscht einen wieder zurück. Das ist ganz schön anstrengend. Hier wurde auch noch Sand-Surfing angeboten, d.h. man kann mit einem Schlitten die Sanddüne herab rutschen. 

Nach einer Pause musste ich dann mein Kamel in der großen Menge wieder finden, aufsteigen und gemächlich ging es nach unten. Mein Kamel, mit modischer blonden Beatles-Frisur, war sehr geduldig, richtig zutraulich und wir kamen wunderbar miteinander aus. Nach einer herzlichen Verabschiedung von meinem Kamel führte mich der Weg zum Mondsichel-See. 

Mitten zwischen den hohen Sanddünen liegt der kleine Mondsichel-See, der von einer Quelle gespeist wird und früheren Karawanen als Rastplatz gedient hat. Der blaue geschwungene See mit dem grünen Bäumen und dem kleinen Kloster bietet einen so schönen Anblick, dass ich mich in den Sand setzte und dieses Bild geniessen musste. Ein wirklich verzauberter Ort. Nach einer kurzen Besinnungspause und einige Gedanken zu den Mönchen die das hier gebaut haben, ging es wieder zurück in die Stadt.

Mittagessen, Geldwechseln, und ein kurzer Marktbesuch wurde noch erledigt, bevor es mit dem Bus durch die Wüste nach Hami ging, dem heutigen Streckenziel. Die Umgebung von Dunhuang zeigte noch viel landwirtschaftlich genutzte Flächen mit Gemüse- und Weinanbau. Etwas später waren nur noch Sand und Steine zu sehen. Die Strasse nach Hami war gut ausgebaut, links und rechts die Wüste Gobi, grau, braun, schwarze Steine, Sand und Geröll, dazwischen vertrocknete Büsche. 

 

Es waren viele Autospuren zu sehen, aber keine Gebäude. Die Strasse wurde hügelig und plötzlich stand ein brennender LKW auf der Strasse. Der Bus hielt mit deutlichen Abstand an, Foto- und Pinkelpause, aber nicht dicht rangehen. Der Bus fuhr dann leer am LKW vorbei, wir stiegen wieder ein und weiter ging es. Irgendwann kamen wir wieder auf die neue Autobahn und wir fuhren Hami entgegen. Hier gab es auch große Baustellen der neun Schnellbahn-Trasse, die bald Urumqi mit Xian verbinden wird.

In Hami gab es das übliche Abendessen, wobei ich anstelle vom fetten Fleisch das Gemüse mit dem Reis verrührte. Danach ging es zum Bahnhof. Hektik wie immer auf den chinesischen Bahnhöfen. Nach der Kofferkontrolle wurden für uns Sitzplätze im Wartebereich "leergeräumt". Das war für uns sehr peinlich, dass die dunkelhäutigen Uiguren wegen uns Langnasen, von den Sitzplätzen im Wartebereich, von dem "Bahnbeamten" vertrieben wurden. Aber der Bahn-Aufseher kannte kein Mitleid. 30 Minuten vor der Abfahrt durften wir dann zum Zug. Es war sehr beschwerlich die (schweren) Koffer über alle Treppen zu schleppen aber letzter Kraft haben es alle geschafft. Wir hatten wieder einen Softsleeper, d.h. einen 1. Klasse-Schlafwagen mit 4-Bett-Abteil. Wir waren schnell eingerichtet und machten es uns bequem. Um 22:30 setzte sich der Zug in Bewegung und wir packten unsere Getränke-Vorräte aus. Es gab chinesischen Rotwein, "Great Wall". Kurz nach Mitternacht hatten wir genug und wir liessen uns in den verdienten Schlaf schaukeln.

Hier geht es zum nächsten Teil: Seidenstrasse - China 2013-6 


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